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Frau Olga und Frau Gitta

Im vorigen Winter lernte ich anlässlich einer Gruppenausstellung im Kunsthaus Laa Mag. Elisabeth Ledersberger besser kennen, nach einigen Gesprächen lud sie mich ein, zu dem Thema „80+“ eine oder mehrere Arbeiten anzufertigen, die, es gab allerdings noch keinen Termin und kein genaues Konzept, in der nächsten Zeit Teil eines Ausstellungsprojekts sein würden. Ich machte mich diesen Sommer an die Arbeit und freue mich, dass dieses Ausstellungsprojekt realisiert wurde. Das „80+“-Thema war so angedacht, dass ich eine ältere Dame (92 Jahre!) in Laa als Ansprechperson zugedacht bekam, die ich in ihrer Wohnung interviewen durfte, bevor ich mich näher auf ihr Leben und ihre Geschichte einließ und dazu arbeitete.

Nun hatte ich die Idee, diese „Frau Olga“ mit meiner Mutter „Frau Gitta“ (aus der klaustrophobischen Küche) in einen Dialog treten zu lassen. Diesen Text füge ich als Worddatei bei, habe ihn aber auch in meiner bewährten Manier auf A4 Keilrahmen gemalt und außerdem in ein großformatiges Gemälde eingeschrieben. Die Entstehungsgeschichte zu diesem Vierteiler ist folgende: Bei der Ausstellung im Semperitwerk wählte ich für die „Klaustrophobische Küche“ den Schornsteinraum als adäquat für meine Präsentation und installierte u.a. eine Fotodokumentation der abgelebten Küche meiner Mutter.

Am Ausstellungswochenende gab es jedoch einen extremen Wettersturz, es regnete, regnete, regnete, stürmte und als ich zur Eröffnung nach Traiskirchen kam, gammelte die Fotodokumentation zerrissen, zum Teil aufgeweikt, an zwei Nägeln noch lose baumelnd traurig und desolat im Schornsteinraum. Die anderen Exponate hatten eine ähnliche Behandlung durch die Witterung erfahren. Während des Wochenendes regnete es weiter, der Schorsteinraum entwickelte sich zum Feuchtbiotop, er hatte nämlich nur ein sehr ramponiertes Dach und auch in den Wänden fehlten viele Ziegel. So war ich dauernd damit beschäftigt, verzweifelt irgend etwas ins Trockene zu retten. Schweren Herzens beschloss ich, das meiste, darunter auch die Fotodokumentation vor Ort zu entsorgen, entschied mich aber im letzten Moment anders und stopfte sie in den Transporter.

Als ich sie auf dem Atelierboden aufgerollt hatte, sah ich darin plötzlich Unglaubliches: Schwaden der Demenz von Frau Gitta, meiner Mutter begleiteten und überlagerten eine stakkatoartige Wiederkehr von banalen Einzelheiten, Irrsinn und Unsinn und ein ungeheurer unfreiwilliger Humor oder Aberwitz gaben einander die Hand und gleichzeitig spürte ich über all dem die positive, ordnende, sinnstiftende lebensbejahende Ausstrahlung von Frau Olga, meiner Ansprechdame aus Laa. Da wusste ich, warum ich das zerstörte Exponat nicht entsorgt hatte, die Idee für ein Gemälde war da.

Dann malte ich ein kleines Porträt von Frau Olga in Öl (20x20 cm), mehrere Porträts meiner Mutter in ähnlichen Formaten existierten bereits.

Um die beiden Damen einander näher zu bringen, lasse ich sie als Protagonistinnen in der Rauminstallation „Küchengespräch“ in Erscheinung treten. Dazu entstanden mit Laubsäge und Sperrholz mehrere Regale, ein Tisch, ein Kasten und 2 Sessel, auf welche ich Frau Olga und Frau Gitta aus Modelliermasse, bemalt setzte. Die klaustrophobischen Küchenmöbel beklebte ich mit Resten der Fotodokumentation „Klaustrophobische Küche“.

FRAU OLGA UND FRAU GITTA, Fiktiver Dialog als PDF